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Abstract
Da mich das Schicksal dazu bestimmte, sehr zahlreiche Gutachten zu fertigen und zahllose zu lesen, erscheint es mir nützlich, der ärztlichen Nachkommenschaft die Grundsätze darzulegen, auf denen ein logisch einwandfreies und zudem lesbares Gutachten aufgebaut sein sollte. Ein Gutachten kann sachlich richtig sein und bereitet dem Lesenden doch eine Qual durch den konfusen Aufbau, die unnütze Länge und den geschmacklosen Stile So wie ein ungeschickter Vorsitzender einer Gerichtsverhandlung oft zahllose Einzelheiten von den Zeugen erfragt, von denen längst feststeht, daß sie für den Ausgang der Sache belanglos sind, so häuft ein Sachverständiger oft eine Fülle Kleinkrams, die keineswegs zur Beleuchtung des Falles beiträgt. Was nützt es zu wissen, daß eine Großtante an multipler Sklerose gestorben sei, oder daß ein Kriegsteilnehmer, dessen Schenkel zerschossen wurde, im 12. Lebensjahr eine Appendizitisoperation gut überstand. Der Grund zu der scheinbaren Exaktheit liegt in der Faulheit, daß der Verfasser nicht sorgsam wagend nur das zusammenstellt, worauf sich die Beurteilung des Falles gründet, sondern daß er seine Notizen oder seine Krankengeschichte schlechtweg in das Gutachten über
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