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Das deutsche Gewerkschaftsmodell im Transformationsprozess: Die neue deutsche Gewerkschaftslandschaf |
Wolfgang Schroeder,Bernhard Weβels |
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Abstract
Die in der Mitte des 19. Jahrhunderts gegründeten Gewerkschaften gehören zu den erfolgreichsten sozial- und demokratiepolitischen Akteuren der Industriegesellschaften. Sie haben maßgeblichen Anteil daran, dass aus feudalen und autoritären Gesellschaften Demokratien wurden, in denen Arbeitnehmer soziale Teilhaberechte erhalten haben. Heute zählen die wichtigsten sozialen Forderungen, die an der Wiege der Gewerkschaften standen, zum sozialen und demokratischen Grundbestand der Republik. Deshalb meinen manche, dass die Erfolgsgeschichte der Gewerkschaften auch einen Teil ihrer Schwierigkeiten ausmache. Denn indem die gewerkschaftlichen Forderungen zum Kernbestand des Sozial- und Rechtsstaates geworden sind, hätten sich die Gewerkschaften selbst überflüssig gemacht.
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Geschichte der deutschen Gewerkschaften: Phasen und Probleme |
Klaus Schönhoven |
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Abstract
In Überblicken zur modernen Sozialgeschichtsschreibung ist zu Recht betont worden, dass die Geschichte der Gewerkschaften auf diesem Forschungsfeld eine Scharnierfunktion besitzt. Denn die Gewerkschaftshistoriographie begreift die Arbeiterbewegungsgeschichte nicht einseitig und ausschließlich als Programm- und Parteigeschichte von Sozialismus oder Kommunismus, sondern sie bemüht sich vielmehr darum, die Geschichte der Arbeiterbewegung auch als die Geschichte einer sozialen Massenbewegung mit unterschiedlichen Aktions- und Organisationsformen sowie vielen beruflichen und weltanschaulichen Binnendifferenzierungen ins Blickfeld zu rücken. Damit verbunden ist ein methodischer und inhaltlicher Wandel der Forschungsstrategien und der Fragestellungen. Er spiegelt sich wider in der Überwindung von ausschließlich ideologie- oder organisationsgeschichtlich orientierten Darstellungskonzepten sowie in einer alltagsgeschichtlichen Erweiterung der Arbeiterbewegungsforschung hin zu einer Geschichte der Arbeit und der Arbeiter (Langewiesche/Schönhoven 1981). Die Gewerkschaften sind in dieser Sichtweise an der Nahtstelle zwischen individueller Lebenslage und kollektiver Interessenwahrnehmung angesi
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Funktion und Funktionswandel der Gewerkschaften in Deutschland |
Josef Esser |
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Abstract
In diesem Beitrag soll es um die Beantwortung dreier Fragen gehen. Erstens, was sind Gewerkschaften und welche Funktionen üben sie in den liberal-demokratischen Gesellschaften des Westens aus? Wie nehmen zweitens die deutschen Gewerkschaften diese Funktionen wahr? Wie plausibel ist drittens die allerorten zu hörende Behauptung, die Gewerkschaften seien einem schleichenden Funktionsverlust ausgesetzt, da sich ihre traditionellen sozialen Milieus der Mitgliederrekrutierung auflösten, und die zunehmende Europäisierung der Geld- und Wirtschaftspolitik ihre im „Modell Deutschland“ fest verankerte wirtschafts- und sozialpolitische Mitgestaltung aushöhlten? Bei dieser dritten Frage haben wir es freilich mit einem unabgeschlossenen historischen Prozess mit nur sehr vorläufigem empirischanalytischem Wissen und teilweise sehr spekulativen Interpretationen zu tun und der aktuelle Wissensstand wird in den einzelnen Kapiteln des Buches genauer und differenzierter ausgebreitet und diskutiert. Deshalb werden hier zur Frage drei nur zusammenfassende Thesen mit Hinweis auf diese ausführlicheren Darstellungen formuliert.
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Gewerkschaften in Westeuropa |
Wolfgang Streeck |
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Abstract
Die Geschichte der Gewerkschaftsbewegungen auf dem europäischen Kontinent unterscheidet sich signifikant von der in Großbritannien oder den USA. Die industrielle Entwicklung kam später, dafür aber schneller als in Großbritannien in Gang und fand in einer durch das britische Empire dominierten Weltwirtschaft statt. Industrieanlagen und Unternehmen entstanden in großem Maßstab und nutzten häufig die am weitesten entwickelten Technologien. Die Nationalstaaten waren von Beginn der Industrialisierung an aktive Förderer der Regulierung von Arbeitsbeziehungen. Diese Einflüsse sind bis heute in den Organisationsstrukturen der Gewerkschaften, den Beziehungen zwischen Management und Belegschaft und der Rolle in der nationalen Politik wieder zu erkennen.
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Abstract
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Organisation: Struktur und Entwicklung |
Anke Hassel |
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Abstract
In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gehörten die deutschen Gewerkschaften weltweit zu den stabilsten und institutionell gefestigten Gewerkschaftsorganisationen. Sie lagen zwar im westeuropäischen Vergleich im Organisationsgrad nur im Mittelfeld, konnten jedoch ihren politischen und wirtschaftlichen Einfluss festigen und auch dann noch geltend machen, als der Einfluss der Gewerkschaften in anderen Ländern schon zu schwinden begann. Erst in den neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts setzten auch bei den deutschen Gewerkschaften Erosionstendenzen ein (siehe Ebbinghaus, Kap. II.4).
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Gewerkschaftsfusionen: Der Weg zu modernen Multibranchengewerkschaften |
Hans-Peter Müller,Manfred Wilke |
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Abstract
Abhandlungen zum Thema Gewerkschaftsfusionen sind jüngeren Datums. So wenig wie es eine Theorie der Gewerkschaften gibt, so wenig gibt es auch eine solche ihrer Fusionen. Doch der Sachverhalt selbst ist nicht erst ein Phänomen des letzten Jahrzehnts. Seine soziologische Reflektion hat dennoch bisher das Stadium der Deskription und Klassifikation nicht verlassen, wobei sich im wesentlichen zwei methodische Herangehensweisen herausgebildet haben: eine komparatistische und eine historisch-genetische.
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Koalitionsfreiheit und Tarifautonomie: Rechtliche Grundlagen und Rahmenbedingungen der Gewerkschafte |
Thomas Blanke |
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Abstract
Das gewerkschaftliche Handeln in Deutschland ist entscheidend von rechtlichen Vorgaben geprägt. Im Unterschied zu anderen hochindustrialisierten Ländern ist der Grad der Verrechtlichung der industriellen Beziehungen in Deutschland besonders hoch. Juristische Kriterien entscheiden darüber, was Gewerkschaften sind und wie sich das Verhältnis zu ihren Mitgliedern gestaltet, Rechtsnormen legen fest, welche Aufgaben und Befugnisse die „Koalitionen“ (Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände) haben, welcher Mittel sie sich zur Durchsetzung ihrer Ziele bedienen dürfen (Arbeitskampfrecht, Klagebefugnisse) und welche Wirkung den Vereinbarungen zukommt, die von den Gewerkschaften mit Arbeitgebern bzw. deren Verbänden abgeschlossen werden.
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Die Mitgliederentwicklung deutscher Gewerkschaften im historischen und internationalen Vergleich |
Bernhard Ebbinghaus |
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Abstract
Die deutschen Gewerkschaften kommen zunehmend unter existentiellen Druck: Der vereinigungsbedingte Boom von 4 Millionen Mitgliedern im Osten ist innerhalb eines Jahrzehntes zerronnen, und im Westen setzt sich die — seit den 80er-Jahren herrschende — Erosion der Mitgliederbasis fort. Heute sind weniger Arbeitnehmer gewerkschaftlich organisiert als je zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik. Der Tiefstand der Weimarer Republik ist bereits unterschritten: Nur jeder fünfte Arbeitnehmer, der noch nicht im (Vor) Ruhestand ist, zahlt einen Gewerkschaftsbeitrag, während auch Nichtmitglieder von Tarifverträgen profitieren, die von den Gewerkschaften mit den Arbeitgebern ausgehandelt werden.
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Die innere Rechtsverfassung der Gewerkschaften |
Gregor Asshoff |
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Abstract
Zwischen den nach dem Vereinsrecht bestehenden Pflichten zur inneren Verfassung der Gewerkschaften und ihrer Funktionsgarantie im Grundgesetz (GG) besteht ein Spannungsverhältnis. Als Vereine gelten für die Gewerkschaften Rechtsvorschriften, die mit ihrer Funktionsbestimmung im Grundgesetz kollidieren können. Die Satzungen der Gewerkschaften müssen beiden Elementen Rechnung tragen. Sie müssen die teilweise widerspruchsvolle Beziehung zwischen der Verpflichtung zu einem demokratischen Aufbau nach dem Vereinsrecht und der Notwendigkeit der organisatorischen Geschlossenheit nach dem Grundgesetz ausbalancieren. Sie sind somit ein zentraler Schlüssel zum Verständnis der innerorganisatorischen Interaktionsverhältnisse, Ressourcenzuteilungen und somit der Funktionsweise von Gewerkschaften.
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Funktionäre in den Gewerkschaften |
Jürgen Prott |
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Abstract
Ludwig Rosenberg, DGB-Vorsitzender von 1962 bis 1969, hat sich gegen Ende eines langen Dienstes für die deutsche Gewerkschaftsbewegung bitter über das schlechte Ansehen seiner Berufsgruppe beklagt: „Funktionäre von Arbeitgeberverbänden und Industrie- und Handelskammern sind grundsätzlich vernünftiger als Funktionäre von Gewerkschaften. Das macht offenbar das Milieu. Funktionäre der Kirchen sind aufgrund allgemeiner Übereinkunft überhaupt keine. Funktionäre der Bauernverbände sind nur gelegentlich unvernünftig — im allgemeinen treten sie nur etwas zu massiv auf. Ganz schlimm sind eigentlich nur die Funktionäre der Arbeiter, Angestellten und Beamten. Sie sind grundsätzlich dumm, frech, unverantwortlich und bringen in regelmäßigen Abständen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft in Gefahr.“ (Rosenberg 1969: 94) Vielleicht war diese Beobachtung schon damals etwas übertrieben, aber sie drückte doch den Kern einer weit verbreiteten und nicht zuletzt von der Journaille gern genährte Zuschreibung aus: Gewerkschaftsfunktionäre repräsentieren eine Organisation mit rückwärtsgewandten Zielen, überlebten Strukturen und einem eher muffigen Verbandsleben. Ihre Hauptamtlichen sind „unverantwortlich“,
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Abstract
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Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände |
Wolfgang Schroeder,Stephen J. Silvia |
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Abstract
Für die deutschen Gewerkschaften sind die Arbeitgeberverbände die wichtigsten Adressaten, um die Entlohnungs- und Arbeitsbedingungen in den Betrieben mitgestalten zu können. Denn im Gegensatz zu Ländern, in denen die primäre Lohnfindung auf der betrieblichen Ebene erfolgt, dominiert in Deutschland der durch Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände ausgehandelte Branchen- oder Multibran-chentarifvertrag. Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände sind jedoch unter den Bedingungen des koordinierten deutschen Kapitalismus, wo sie eine Art „Konfliktpartnerschaft“ (Müller-Jentsch 1993: 8) praktizieren, nicht nur durch den sogenannten Flächentarifvertrag verbunden. Darüber hinaus gibt es weitere Kooperationsbezüge, wie die gemeinsam verantwortete Struktur des dualen Berufsbildungssystems und ihre starke Stellung in den Sozialversicherungen. Das Verhältnis zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden kann gewissermaßen als System kommunizierender Röhren gedeutet werden.
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Gewerkschaften im Föderalismus: Regionale Strukturen und Kulturen und die Dynamik von politischen Me |
Josef Schmid |
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Abstract
Gewerkschaften. weisen in Deutschland vielfältige Formen von subnationalen Gliederungen auf, die mit verschiedenen Eigennamen wie Landesverband, Bezirk, Kreisverband oder Ortskartell versehen sind. Sie treten nur sporadisch ins Rampenlicht der Öffentlichkeit, meist gilt die Aufmerksamkeit den nationalen Bundesvorständen. Allerdings sind etwa Tarifkonflikte in der Region, Konsultationen mit Landesregierungen oder die Ernennung eines Repräsentanten der regionalen Gewerkschaften zum Minister Anlass, diese Gliederungen stärker wahr- und ernst zu nehmen. Dieser Umstand ist in der bisherigen Forschung über Gewerkschaften nur wenig beachtet und systematisch bearbeitet worden; dies gilt besonders, wenn man sich auf die föderative Dimension und das daraus resultierende politische Mehrebenensystem konzentriert.
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Gewerkschaften in Politik und Gesellschaft: Von der Gestaltungsmacht zum Traditionswächter? |
Helmut Wiesenthal,Ralf Clasen |
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Abstract
Wann immer von den Besonderheiten der deutschen Volkswirtschaft und Sozialordnung die Rede ist, bilden die Gewerkschaften einen zentralen Bezugspunkt der Analyse. Ihre konstitutive Rolle für die institutionelle Gestalt der (west-) deutschen Gesellschaft und das „Modell Deutschland“ ist unbestritten. Die im Deutschen Gewerkschaftsbund vereinten Organisationen sind in vieler Hinsicht einmalig: Mit IG Metall und ver.di führen sie die Liste der weltweit mitgliederstärksten Arbeitnehmerverbände an; sie besetzen die wohl größte Zahl institutioneller Positionen, die Arbeitnehmervertretern außerhalb der Unternehmen zugestanden wurden; und ihr gesellschaftlicher Status blieb selbst von Arbeitslosenquoten in der Größenordnung eines Zehntels der Erwerbstätigen unbeeinträchtigt. Ihre hohe Präsenz in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft stellt einen Ausnahmefall unter den führenden OECD-Ländern dar.
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Gewerkschaften in der Mediengesellschaft |
Bernhard Weβels |
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Abstract
Die Diskussion über die Rolle der Medien in der Politik hat eine lange Tradition. Allgemein unbestritten ist ihr Status als „vierte Gewalt“. Die Medien gelten als die institutionellen Garanten für die Informations- und Meinungsfreiheit, ohne die Demokratie und demokratische politische Willensbildung nicht möglich wären. Damit allein kommt ihnen schon eine Rolle zu, deren Relevanz kaum überschätzt werden kann. Aber inzwischen ist nicht mehr nur von den Medien als vierter Gewalt, sondern von der Gesellschaft als Ganzer als Mediengesellschaft die Rede. Hinter dieser semantischen Aufwertung stehen weit reichende Veränderungsprozesse in Gesellschaft und Politik, die auch für die Gewerkschaften von herausgehobener Bedeutung sind.
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Abstract
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Tarifpolitik und tarifpolitisches System in der Bundesrepublik |
Jürgen Kädtler |
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Abstract
Die Tarifpolitik führt im Rahmen der Theorie des „Modell Deutschland“ eine eigentümliche Schattenexistenz. Über Funktionen, die ganz maßgeblich ihr zugeschrieben werden, ist sie mittelbar stets präsent, so über das konstitutive Strukturmerkmal einer „ökonomisch und politisch integrierte[n] Arbeiterklasse“ (Esser/ Fach/Junne/Väth 1979: 3). Als Handlungssystem mit eigener Logik kommt sie aber kaum in den Blick. Auch dort, wo sie explizit Thema wird, stehen jene Integrationsfunktionen und die mit ihrer Wahrnehmung verbundenen strukturellen Dilemmata im Mittelpunkt (Esser 1982: 25–36); oder aus dem Rahmen des Normalen fallende tarifliche Einzelkonflikte werden als exemplarische Belege für die Dominanz gesellschaftlicher Einbindungsziele über Arbeitnehmerinteressen vorgeführt (Esser 1982: 164–188). Erst einige Beiträge der letzten Jahre signalisieren hier einen Perspektivenwechsel und rücken den Aspekt der relativen Eigenständigkeit tarifpolitischen Handelns in den Mittelpunkt (Schroeder 2000; Schroeder/Esser 1999).
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