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,Gabriele Tergit als Chronistin und Kritikerin der Moderne. Zur Einleitung, |
Luisa Banki,Juliane Sucker |
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Abstract
Die Einleitung skizziert Chronik und Kritik als Strukturmodelle des Erzählens von Gabriele Tergit, gibt einen Überblick über ihre von Brüchen geprägte Werkbiografie und diskutiert die jüngere Entwicklung einer kanonerweiternden Wiederentdeckung Tergits durch Literaturkritik und Literaturwissenschaft.
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„Jede Berliner Stunde schleudert Millionen von Zeitungsblättern auf die Straße“. Gabriele Tergits Ze |
Erhard Schütz |
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Abstract
In der Neuorientierung nach dem Ersten Weltkrieg war Berlin die Metropole der Experimente auf die neue Zeit. Der Presse kam dabei als Mittel, Mediator und Motor eine entscheidende Rolle zu. Sie lieferte die Stichworte zur Selbstverständigung wie zu den Konflikten ebenso, wie sie die Möglichkeiten der neuen Freiheiten auslotete.
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Soziale (Un-)Gleichheit und diversitätsbezogene Diskurse bei Gabriele Tergit |
Liane Schüller |
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Abstract
Der Beitrag spürt nach, auf welche Weise sich Gabriele Tergit in ihren Texten der 1920er und 1930er Jahre mit gesellschaftlichen und sozialen Fragen dieser Zeit auseinandergesetzt hat. Es wird aufgezeigt, dass die Autorin sowohl in zahlreichen (Gerichts-)Reportagen und Feuilletonbeiträgen als auch in ihrem Roman . aus dem Jahr 1931/1932 diversitätsbezogene Aspekte, etwa in Formen sozialer Ungleichheit, thematisiert hat. So werden ihre Arbeiten, die häufig (sich wandelnde) Geschlechtertypologien, Szenarien aufeinanderprallender Generationenkonflikte sowie Konsequenzen gesellschaftlich-sozialen Gefälles aufzeigen, als Spiegelung fragiler Umbruchzeiten und ihrer gesellschaftlichen Prozesse lesbar. Mit Blick auf Inszenierungen des Körpers und Fragen der Selbstoptimierung wird im Beitrag schließlich eine Verbindungslinie von damals bis heute gezogen, anhand derer die Aktualität von Tergits Texten deutlich wird.
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Die Neue Frau und ihre Freundin – Generation, Typologie und Klasse in Gabriele Tergits „Die Einspänn |
Heide Volkening |
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Abstract
Gabriele Tergits kurze Porträtskizze „Die Einspännerin“ (1927) wird in einem close reading in seinen narrativen Verfahren vorgestellt. Im Unterschied zum typologischen Diskurs über die Neue Frau in der Weimarer Republik und dessen Nähe zu charakterologischen Denkweisen zeichnet Tergit in einem Gespräch zwischen Freundinnen die Neue Frau als eine Figur im historischen Wandel, die von Girl und Garçonne auch im Hinblick auf ihre soziale Klasse zu unterscheiden ist. Als verbindendes Element der Situation aller als weiblich identifizierten Figuren erweist sich schließlich das intrikate Verhältnis von Sexualität und öffentlicher Moral, das in der Titelformulierung semantisch angespielt wird. In der Inszenierung von Freundschaft wird ein Modellfall der Verbindung von Ähnlichkeit und Differenz durchgespielt, der sich den „Verhaltenslehren der Kälte“ (Lethen) als eine Praxis der Nähe gegenüberstellen lässt.
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„Unsichtbar steht ein großes Hakenkreuz vor dem Richtertisch“. Gabriele Tergits Gerichtsreportagen |
Christian Klein |
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Abstract
Gabriele Tergit zählt ab Mitte der 1920er Jahre zu den produktivsten und erfolgreichsten Gerichtsreporter*innen ihrer Zeit. Tergits Reportagen stehen am Beginn ihrer Karriere als kunstfertiger Erzählerin und legen zugleich den Blick frei auf zentrale soziale, gesellschaftliche und politische Konfliktlinien der Weimarer Republik. Der Beitrag widmet sich nach einem Blick auf die grundsätzliche diskursive Bedeutung der Gerichtsreportage als Bestandteil sozialer Aushandlungsprozesse Tergits inhaltlichen Schwerpunktsetzungen und narrativen Verfahren, die wesentlichen Anteil am Erfolg ihrer Gerichtsberichte hatten. Am Beispiel der von Tergit thematisierten Gerichtsverfahren wird zudem die zunehmende Radikalisierung der politischen Situation erkennbar, zu der sich Tergit dezidiert politisch positioniert.
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Abstract
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„Leser merken janischt“. Typografie und Suggestion im ,-Roman |
Maddalena Casarini |
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Abstract
Der Aufsatz nimmt jene Praktiken des Zeitungsbetriebs in den Blick, die den Ruhm des Volkssängers Käsebier in Tergits Roman allererst auslösen. Dabei steht die fiktionale . im Mittelpunkt: zum einen die Redaktion der Donnerstagseite, in der unter Druck geschrieben wird und in der die wiederholten Auftritte des Metteurs Miehlke dafür sorgen, dass die Inhalte überhaupt Form annehmen; zum anderen der Setzersaal, in dem eine Reihe satztechnischer und typografischer Entscheidungen die Umbrüche im Betrieb und in der Gesellschaft nicht nur widerspiegeln, sondern auch beeinflussen können. Durch die genaue Beschreibung dieser Vorgänge liefert der Roman eine Poetologie der Bedingungen seiner eigenen Machart.
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Von Exklusivität und Exklusion. Zum jüdischen Berlin in Gabriele Tergits |
Anna Maria Spener |
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Abstract
Der Aufsatz untersucht das jüdische Berlin in Gabriele Tergits Roman .(1951) als literarische und kulturelle jüdische Topografie, d.h. nicht nur hinsichtlich dessen Darstellung im Sinne einer der Historiografie verpflichteten literarischen Repräsentation kultureller Raumkonfigurationen, sondern dessen genuiner performativer Hervorbringung im literarischen Medium. In . zeigen sich Mechanismen von Exklusivität und Exklusion, die das literarische jüdische Berlin erst als solches in seiner mindestens die erste Romanhälfte dominierenden Selbstverständlichkeit konstituieren und dem oft proklamierten chronistischen (Selbst-)Anspruch Tergits entgegenlaufen, indem beispielsweise ‚Ostjüdisches‘ wie ‚Religiöses‘ an den (Text-)Rand treten. Tergit erschreibt also nicht etwa . jüdische Berlin von 1878 bis 1948, sondern zeigt die literarische Modellierung und den Zerfall . jüdischen Berlins der liberalen, assimilierten, großbürgerlichen Jüdinnen*Juden insbesondere im jüdischen Tiergartenviertel.
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Perspektiven auf die unmittelbare Nachkriegszeit: Gabriele Tergits , und Susanne Kerckhoffs |
Ulrike Schneider |
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Abstract
Die beiden Prosatexte . und . sind 2023 bzw. 2020 neu aufgelegt worden. Sie sind Indiz für eine Wiederentdeckung der beiden Autorinnen Gabriele Tergit und Susanne Kerckhoff. Die Texte verbindet auf der inhaltlichen Ebene die Auseinandersetzung mit den gesellschaftspolitischen Entwicklungen in der Nachkriegszeit. Tergit und Kerckhoff wählten dafür jeweils eine weibliche Erzählstimme, mittels derer sie Fragen von Handlungsräumen und -möglichkeiten während der NS-Zeit und der Nachkriegsgegenwart erörterten sowie mit einer Befragung von Geschlechterrollen und -bildern verbanden. Die vergleichende Lektüre der beiden Texte verdeutlicht jedoch auch entscheidende Unterschiede in den unternommenen Gesellschaftsdiagnosen.
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Hohlspiegel gesellschaftlicher Umbrüche und Krisen: Gabriele Tergits |
Juliane Sucker |
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Abstract
Mit ihrem Roman . suchte Gabriele Tergit Anschluss an den Literaturbetrieb der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit zu finden. Der Beitrag fragt nach den möglichen Gründen, warum das nicht gelang, und fokussiert auf das zeitkritische Moment in Tergits um 1959 begonnenem, autobiografisch gefärbtem Roman. Dabei steht die Frage im Zentrum, welche Veränderungen und Imaginationen von sozialen und kulturellen Zugehörigkeiten und Zuschreibungen von Jüdinnen*Juden unter den Vorzeichen der zeitgeschichtlichen Krisen- und Brucherfahrung narrativ inszeniert und interpretiert werden.
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Abstract
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„Im unbefreundeten Kosmos“. Versuche der Kontextualisierung von Gabriele Tergits Palästina-Reportage |
Sebastian Schirrmeister |
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Abstract
Gabriele Tergits in den 1930er Jahren entstandene Texte über Palästina galten ihr selbst und der Nachwelt als schwierig, wenn nicht gar als gefährlich, als „gedrucktes Dynamit“ und sind bis heute nicht vollständig ediert worden. Ausgehend von diesem kolportierten Warnhinweis unternimmt der Beitrag mehrere Versuche, Tergits Palästina-Reportagen nicht so sehr in ihrer vermeintlichen Besonderheit auszustellen, sondern zu kontextualisieren. Dazu gehören die teils hitzigen Debatten über Palästina in der Zeitschrift . vor 1933, ein bislang unbekannter Brief Tergits an den Orientalisten Shlomo Dov Goitein aus dem Archiv der National Library of Israel sowie ein punktueller Vergleich mit dem ebenfalls wenig bekannten . von M. Y. Ben-Gavriêl. Eine zentrale Rolle spielt der Berliner Kurfürstendamm als Sehnsuchtsort und ganz unterschiedlich besetzte ideologische Chiffre.
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„Ein vernünftiges, sprühend geistvolles Männerland“: Gabriele Tergits „Buch über England“ |
Anna Weber |
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Abstract
In ihrem unveröffentlichten „Buch über England“ aus der Frühphase ihres Exils in London versucht Gabriele Tergit eine an ein nachkriegsdeutsches Publikum gerichtete Darstellung der zentralen politischen, soziologischen und kulturellen Charakteristika ihres Exillandes. Dabei zeigt sich ihr didaktischer Impetus, durch die indirekte Gegenüberstellung von England und Deutschland zur demokratischen Re-Education im besetzten Deutschland beizutragen – wie auch ihre große Loyalität ihrem Exilland gegenüber. Während Tergits „Buch über England“ einerseits als seltener deutschsprachiger Beitrag zur britischen Tradition des . gelesen werden kann, scheinen ihre Analysen – wie viele ihrer Texte aus der Nachkriegszeit – implizit von der Frage „Warum, wieso, weshalb Hitler?“ motiviert zu sein. Tergits „Buch über England“ lässt sich als Gattungs- oder Schreibweisenexperiment verstehen, in dem sie zu erörtern versucht, weshalb es in England eben nicht zu einer faschistischen Massenbewegung kam, und dies letztendlich kulturhistorisch auf Unterschiede im Umgang mit dem Erbe der klassischen Antike rückführt.
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„Rätsel dieses fremden Erdteils“: Gabriele Tergits kleine Form im Nachkrieg oder der stereoskopische |
Till Greite |
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Abstract
Der Beitrag beschäftigt sich mit einer bisher vernachlässigten Textform im Werk Gabriele Tergits: der kleinen Form im Nachkrieg. Der Artikel untersucht bisher weitgehend ungesichtete Feuilletons und Essays aus dem Marbacher Nachlass sowie aus unterschiedlichen Zeitungsarchiven . . sowie . Leitend ist der theoretische Gedanke – im Anschluss u.a. an Walter Benjamin – eines stereoskopischen Blicks in den Arbeiten Tergits seit ihrer Emigration ins englische Exil. Mit diesem Begriffsbild soll nicht nur die Empfindungswelt der Exilierten, ihr Herausgefallensein aus der Lebenswelt, ihr anderes Zeitbewusstsein, beschrieben werden, sondern auch eine urbane Doppeloptik zwischen Berlin und London. Diese laufende Überblendung wird einerseits an Tergits Nachkriegsminiaturen aufgezeigt; andererseits wird hier die These einer der Exilerfahrung eigenen Mentalitätskomparatistik entwickelt. Zuletzt liefert der Beitrag einen Ausblick auf einige Produktionswidrigkeiten, die für Tergits Londoner Lage typisch sind; beschrieben wird das ‚bittere Brot‘ des Schreibens im Exil.
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